Suizid und Arbeitslosigkeit

Suizid ist eine viel häufigere Todesursache als man der Berichterstattung nach vermuten würde. Die Berichterstattung in der Presse ist zur Vermeidung von Nachahmereffekten zurückhaltender. So sind Todesfälle durch Verkehrsunfälle wesentlich präsenter und die damit verbundenen Präventionsmaßnahmen wesentlich umfangreicher. In 2017 gab es über 9.200 Suizide und rund 3.300 Verkehrstote.

Die Zahl der Suizide pendelt in Deutschland seit vielen Jahren um die 10.000 und zeigt keinen wesentlichen Rückgang. In anderen Ländern war die Entwicklung positiver (z. B. fiel die Suizidrate in Finnland von rd. 23 % in 1999 auf unter 15 % in 2017). Der langjährige Mittelwert (1999 bis 2017) liegt bei 10.300 Suiziden in Deutschland.

Quelle: Statistisches Bundesamt

Die Datenlage und Forschungssituation zu diesem Thema ist nicht sehr gut. Bekannt ist, dass Ältere und Männer häufiger sich selbst töten. In 2017 war das Verhältnis der Männer zu Frauen 3 zu 1.

Belegt ist auch ein positiver Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Suizidrate: Steigt die Arbeitslosigkeit, nimmt die Suizidrate mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung zu; sinkt die Arbeitslosigkeit, geht auch die Suizidrate zurück. Dies zeigte u. a. eine Studie der Universität Zürich (Nordt, Carlos u. a. : Modelling suicide and unemployment: a longitudinal analysis covering 63 countries, 2000–11. In: The Lancet Psychiatry, 2015, S. 239-245). Und die Studie stellte darüber hinaus fest, dass die mit der Arbeitslosigkeit verbundenen Selbstmorde neunmal so häufig wie die der jüngsten Wirtschaftskrise (2008) waren.

Präventionsstrategien, die sich auf Arbeitslose und auf die Beschäftigung und ihre Bedingungen konzentrieren, sind nicht nur in schwierigen Zeiten, sondern auch in Zeiten einer stabilen Wirtschaft notwendig. Dass Suizid-Prävention wirken kann, zeigen zahlreiche Länder, darunter die Schweiz, deren Suizidrate nach der Einführung eines Präventionsplans seit 1990 um 48% gefallen ist. Bisher sind allerdings die Akteure der Arbeitsmarktpolitik kaum in die Prävention von Suiziden oder der Wiederholung von Suizidversuchen involviert. Maßnahmeträger, Jobcenter und Arbeitsagenturen sollten sich stärker mit der Prävention von Suizid auseinandersetzen und geeignete Aktivitäten einleiten.

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