Fleisch und Blut in der FAZ

Nachdem immer wieder die „vererbte“ Arbeitslosigkeit in den Medien als Erklärung für nicht biologische Entwicklungen herhalten muss, hat die FAZ mit „Fleisch und Blut“ für Abwechslung in der „biologischen“ Metaphern-Welt gesorgt.

In „Das Märchen vom sozialen Arbeitsmarkt“ begründet Rainer Hank am 2.4.2018 in der FAZ-Online-Ausgabe, warum manche Arbeitslose arbeitsloser sind als andere bzw. warum es Menschen gibt, die trotz Hilfe niemals auf dem Arbeitsmarkt ankommen werden.

Zum einen ist es „Schicksal“. Zum anderen liegt es am Körper der Arbeitslosen.

„Häufig mangelt es schon an Disziplin und Umgang mit der Zeit, Sekundärtugenden, die man ’normalerweise‘ in Fleisch und Blut hat.“ (Rainer Hank, FAZ online, 2.4.2018, http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/arm-und-reich/sozialer-arbeitsmarkt-nur-fuer-schwer-vermittelbare-sinnvoll-15521085.html)

Diese Aussage ist nicht auf Einzelne gemünzt, sondern auf zehn- oder hunderttausende Arbeitslose. Hank nimmt wohl an, dass hier Arbeitslose Normabweichende sind, da man „normalerweise“ über diese Sekundärtugenden verfügt. Wer nicht die Norm erfüllt, wird exkludiert. Die „Normalen“ sind demnach produktiv, die „Anormalen“ unproduktiv für die Gesellschaft.

In der weiteren Konsequenz müsste der Staat bzw. seine Arbeitsverwaltung seine Auswahl von Arbeitslosen, die Unterstützung für die Integration bekommen oder nicht, daran festmachen, inwieweit Arbeitslose „Sekundärtugenden“ wie Disziplin (was als Verhaltensweise Gehorsam bedeutet) in „Fleisch und Blut“ haben.

Was wäre nun, wenn es eine Art „Maschine“ oder Technologie gäbe, die wie eine Prothese die anormalen Arbeitslosen so ergänzen würde, dass sie beispielsweise mit Zeit umgehen können? Würde Rainer Hank diese „Maschine“ bei diesen Arbeitslosen einsetzen wollen oder die staatliche Unterstützung davon abhängig machen wollen, dass diese Arbeitslosen eine solche Prothese tragen, damit die Hilfe zur Integration auf den Arbeitsmarkt wirksam werden könnte?

 

Dieser Beitrag wurde unter Arbeitsmarkt, Soziale Teilhabe, Sprache veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.