Frauen fühlen sich allein unterwegs weniger sicher

Zu Beginn der Geschichte des Internationalen Frauentags war die Forderung nach der Einführung eines Frauenwahlrechts das bestimmende Thema. Inzwischen bringt er verschiedene Aspekte einer nicht erfolgten Frauengleichstellung zum Ausdruck (s. hier oder hier).

Dazu gehört das Sicherheitsgefühl und die Möglichkeit, sich sicher zu bewegen. Nehmen Frauen und Männer das Sicherheitsgefühl unterschiedlich wahr?

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Daten

Hinweise dazu können aus einer repräsentativen wissenschaftlichen Studie „Zusammen|Leben heute – Deutsche Teilstudie der 10. Welle des European Social Survey (ESS)“ gewonnen werden. Geleitet wurde diese Studie durch das GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften in Mannheim. Im Auftrag hat das infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft 7.000 zufällig ausgewählte Personen im Alter von 15 bis 90 Jahren in Deutschland zwischen September 2021 und Januar 2022 befragt. Die absoluten Zahlen sind zur Korrektur der Ausfälle durch Anpassung der Strukturen der Stichprobe an die Strukturen der Grundgesamtheit gewichtet. Aus diesen Datensätzen lässt sich das Sicherheitsgefühl von Frauen und Männern (eine dritte Antwortmöglichkeit gab es nicht) erhellen.

Wie sicher fühlen Sie sich, oder würden Sie sich fühlen, wenn Sie nach Einbruch der Dunkelheit alleine zu Fuß in Ihrem Wohngebiet unterwegs sind oder wären?

Die Frage konnte mit „Sehr sicher“, „Sicher“, „Unsicher“ oder „Sehr unsicher“ beantwortet werden.

Analyse und Ergebnisse

Sehr sicher oder sicher fühlten sich 76,8 Prozent der befragten Männer (2.558), aber nur 54,0 Prozent der Frauen (1.872). Besonders deutlich unterscheidet sich das Sicherheitsgefühl bei der Antwort „sehr unsicher“: „Sehr unsicher“ fühlten sich rund 3,4 mal so häufig Frauen (423) als Männer (119).

Quelle der Daten: ESS 10. Runde; eigene Berechnungen für Deutschland

Frauen (1.594) fühlten sich insgesamt wesentlich unsicherer, wenn sie nach Einbruch der Dunkelheit alleine zu Fuß in ihrem Wohngebiet unterwegs sind oder wären.

Der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist signifikant (N der gültigen Fälle = 6798,97, Pearson Chi-Quadrat 505,47, df(3,00), p=.000) mit einem mittleren Effekt (Cramer’s V = .27).

Bedeutung

Hochgerechnet auf die Bevölkerung entsprechen 12,2 Prozent der sich „sehr unsicher“ fühlenden Frauen über 4 Mio. Betroffene.

Wenn sich Frauen wie Männer unsicher fühlen, kann das – unabhängig von den Gründen wie Belästigung – weitreichende Konsequenzen haben. So können sie in ihrer gesellschaftlichen Teilhabe (z. B. Abendveranstaltungen, Kneipe) oder in ihrer Mobilität (z. B. bei Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs) eingeschränkt sein. Auch Arbeitszeiten am Abend oder Studienzeiten (Hochschulen) können erschwert sein.

Schlussfolgerung

Lokal gibt es unterschiedliche Gegenmaßnahmen wie Erkennungszeichen oder kostenloser Begleitservice. Die Stadt- und Straßenplanung bietet oftmals noch unausgeschöpftes Potenzial (z. B. Alltagswege zu öffentlichen Verkehrsmitteln, Einrichtungen, Geschäften etc. so anordnen, dass möglichst viel Frequenz erzeugt wird; gute Beleuchtung; Gehwegbreiten; Spiegel bei schlecht einsehbaren Ecken), um (Sicherheits-) Bedürfnisse von Frauen stärker zu berücksichtigen.

Allerdings braucht es mehr, unter anderem mehr Respekt. Die öffentlichen Stellen (Bundes-, Landesregierungen, Kommunen, Polizei) aber auch Arbeitgeber müssen mehr und bessere Strategien auf den Weg bringen, um das Sicherheitsgefühl nachhaltig zu erhöhen.


Bundesweites Hilfetelefon Gewalt an Frauen:

Kostenlose Telefonhotline für Betroffene 08000 116 016

Die Nummer ist kostenlos und bundesweit rund um die Uhr erreichbar. Sie kann auch ohne Handyguthaben genutzt werden. Mehr Informationen unter: www.hilfetelefon.de

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