Finanzielle Sorgen in der Bevölkerung – Unterschiede in Bundesländern

Mit dem Krieg der Russischen Föderation gegen die Ukraine sind zahlreiche Kosten (z. B. Energie) gestiegen. In welchem Umfang macht sich die Bevölkerung in diesem Zusammenhang Sorgen, dass sich ihre finanzielle Situation verschlechtert? Und macht ihr Arbeitsmarktstatus einen Unterschied?

Daten

Um diese Frage zu beantworten, wurden Daten heranzogen, für die das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag des Presse- und Informationsamts der Bundesregierung als repräsentative Bevölkerungsbefragung zum Thema Deutschland und der Ukraine-Krieg durchgeführt hat (*). Im Erhebungszeitraum 25.07.2022 bis 27.07.2022 wurde die deutschsprachige Wohnbevölkerung ab 14 Jahren in telefonischen Interviews (CATI) befragt. Die Auswahl der Befragten erfolgte durch eine mehrstufige Zufallsstichprobe. Von 1.501 Personen liegen Antworten vor. Für die folgenden Auswertungen wurden die Daten entsprechend der Bevölkerungsstruktur gewichtet.

Bei der Erhebung wurde unter anderem gefragt:

„Machen Sie sich im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine Sorgen, dass sich Ihre finanzielle Situation verschlechtert?“ (Frage 3)

und

„Für wie wahrscheinlich halten Sie, dass sich Ihre finanzielle Situation verschlechtert?“ (Frage 11)

Diesen Aussagen konnten auf einer Skala von ein bis vier bewertet werden (Frage 3: 1 = sehr große, 2 = große, 3 = weniger große, 4 = gar keine Sorgen; Frage 11: 1 = sehr wahrscheinlich, 2 = eher wahrscheinlich, 3 = weniger wahrscheinlich, 4 = gar nicht wahrscheinlich).

Analyse und Ergebnisse

Von 1.501 Befragten machen sich 46,3 % sehr große oder große Sorgen, dass sich ihre finanzielle Situation verschlechtert (Mittelwert 2,58). Und mehr als die Hälfte (53,3 %) halten dies für (sehr) wahrscheinlich (Mittelwert 2,37).

In Mecklenburg-Vorpommern machen sich die meisten Befragten Sorgen (Mittelwert 2,0) und am wenigsten in Bremen (Mittelwert 2,8).

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die finanzielle Situation verschlechtert, liegt höher. In Sachsen-Anhalt rechnen die Befragten am häufigsten mit einer Verschlechterung (Mittelwert 1,97) und am wenigsten in Hamburg (Mittelwert 2,52).

Die Varianzhomogenität war gemäß dem Levene-Test nicht gegeben (p< .002 finanzielle Verschlechterung; p< .007 Wahrscheinlichkeit der Verschlechterung). Es wurde eine einfaktorielle ANOVA berechnet, um zu untersuchen, ob es einen Unterschied in der Einschätzung zwischen den Befragten in den Bundesländern gibt. Der Test zeigte einen signifikanten Unterschied in der Einschätzung der Verschlechterung zwischen den Bundesländern, F (15, 1485)=29,96, p < 0,002. Die Einschätzung der Wahrscheinlichkeit war zwischen den Bundesländern nicht signifikant (dafür in den Bundesländern), F (15, 1485)=16,16, p < 0,272.

Der Games-Howell post-hoc-Test für heterogene Varianzen zeigte einen signifikanten Unterschied in der Einschätzung der Verschlechterung zwischen bestimmten Bundesländern (paarweiser Vergleich ohne Darstellung der Konfidenzintervalle).

Einschätzung der Verschlechterung zwischen bestimmten Bundesländern
BundeslandMittelwertPaarweiser Vergleich (Differenz zum Bundesland-Mittelwert)
Baden-Württemberg0,77Mecklenburg-Vorpommern (p = .035)

Schließlich wird aus den Zahlen deutlich, dass der Arbeitsmarkt-Status einen Unterschied macht.

ArbeiterInnen machen sich zu rund 80 % Sorgen, dass sich ihre finanzielle Situation verschlechtert. Am wenigsten von Sorgen betroffen sind BeamtInnen. Arbeitslose sind in der Kategorie „Rest“ zu verorten. Auch diese Gruppe liegt noch über dem Durchschnitt mit 47,7 %.

ArbeiterInnen unterscheiden sich signifikant von den anderen Statusgruppen, mit Ausnahme der Hausfrauen/-männer und der Gruppe „Rest“.

Die nicht-genderten-Begriffe stammen aus der Befragung.

Schlussfolgerung

Ein sehr großer Teil der Bevölkerung machte sich sehr große oder große Sorgen, dass sich ihre finanzielle Situation verschlechtert im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine. Dies trifft für alle Bundesländer zu, sodass es kaum Unterschiede zwischen den Bundesländern gibt (mit Ausnahme Baden-Württemberg im Vergleich zu Mecklenburg-Vorpommern).

Mehr als die Hälfte der Befragten halten eine solche finanzielle Verschlechterung für wahrscheinlich.

Je nach Status der Erwerbstätigkeit variiert der Anteil der Befragten, die sich sehr große oder große Sorgen, dass sich ihre finanzielle Situation im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine verschlechtert. Dabei machten sich die Arbeiter*innen am häufigsten Sorgen – vier von fünf Betroffenen. Auch wenn sich BeamtInnen von den Statusgruppen am wenigsten Sorgen machen, ist der Anteil unter ihnen mit Sorgen dennoch hoch (rund 37 %).

Seit der Befragung sind einige Entlastungen der Bevölkerungen durch die Regierungen in Bund und Land realisiert worden. Allerdings wurde hier in der öffentlichen Diskussion kritisiert, dass die Betroffenen unterschiedlich davon partizipieren.

Auf Dauer bleiben viele Personen mit großen finanziellen Sorgen nicht ohne Folgen für den sog. sozialen Frieden.

*Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Berlin (2023). Trendfragen Ukraine (Woche 30/2022). GESIS, Köln. ZA7911 Datenfile Version 1.0.0, https://doi.org/10.4232/1.14043

Dieser Beitrag wurde unter Arbeitsmarkt, Ökonomie, Soziale Teilhabe abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.