Menschen in der Ukraine und Geflüchtete unterstützen: Unterschiede in Bundesländern

Seit dem Krieg der Russischen Föderation gegen die Ukraine bedürfen Menschen in der Ukraine und Geflüchtete aus diesem Land verstärkt Unterstützung. Wie stark möchten Menschen in Deutschland UkrainerInnen und Geflüchtete unterstützen und gibt es dabei regionale Unterschiede?

Daten

Um diese Frage zu beantworten, wurden Daten heranzogen, die das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag des Presse- und Informationsamts der Bundesregierung in der 23. Kalenderwoche 2022 als repräsentative Bevölkerungsbefragungen durchgeführt hat*. Im Erhebungszeitraum 07.06.2022 bis 09.06.2022 wurde die deutschsprachige Wohnbevölkerung ab 14 Jahren in telefonischen Interviews befragt. Die Auswahl der Befragten erfolgte durch eine mehrstufige Zufallsstichprobe. Von 1505 Personen liegen Antworten vor. Für die folgenden Auswertungen wurden die Daten entsprechend der Bevölkerungsstruktur gewichtet.

Bei der Erhebung wurde unter anderem gefragt: „Es gibt ja verschiedene Möglichkeiten, mit dem Krieg in der Ukraine umzugehen. Welche der folgenden Aussagen treffen auf Sie persönlich zu?“ Und eine Antwortmöglichkeit war „Ich spende für Menschen in der Ukraine oder helfe Geflüchteten.“ Dieser Aussage konnte zugestimmt (ja) oder sie konnte abgelehnt werden (nein).

Analyse und Ergebnisse

Von 1.505 Befragten stimmten 63,5 % der Aussage „Ich spende für Menschen in der Ukraine oder helfe Geflüchteten.“ zu, also fast zwei Drittel. Der höchste Wert wird in Hamburg (85 %) und der niedrigste im Saarland (36 %) erreicht. Insgesamt zeigt sich eine große regionale Streuung.

Daten Juni 2022; eigene Darstellung

Die Rangfolge der Bundesländer würde ein West-Ost-Gefälle erwarten lassen. Es wurde eine einfaktorielle ANOVA berechnet, um zu untersuchen, ob es einen Unterschied in der Unterstützungsbereitschaft zwischen den Befragten in den Bundesländern gibt. Der Test zeigte einen signifikanten Unterschied in der Unterstützungsbereitschaft zwischen den Bundesländern, F (15, 1489)=3,84, p < 0,001).

Die Varianzhomogenität war gemäß dem Levene-Test nicht gegeben (p < .001). Der Games-Howell post-hoc-Test für heterogene Varianzen zeigte einen signifikanten Unterschied in der Unterstützungsbereitschaft zwischen bestimmten Bundesländern (paarweiser Vergleich ohne Darstellung der Konfidenzintervalle):

BundeslandZustimmungPaarweiser Vergleich
(Differenz zur Bundesland-Zustimmung)
Hamburg0,85Sachsen-Anhalt (0,46), Mecklenburg-Vorpommern (0,44), Niedersachsen (0,41), Sachsen (0,40),
Rheinland-Pfalz0,70Niedersachsen (0,25)
Bayern0,65Niedersachsen (0,21).
Nordrhein-Westfalen0,63Niedersachsen (0,18)
Lesebeispiel: 85 % der Befragten in Hamburg stimmen der Aussagen „Ich spende für Menschen in der Ukraine oder helfe Geflüchteten.“ zu. Die Unterstützung ist in Sachsen-Anhalt im Vergleich zu Hamburg um 46 %-Punkte geringer, also liegt in diesem Bundesland der Mittelwert bei 39 % der Befragten.

Für alle anderen paarweisen Vergleiche ergeben sich keine statistisch signifikanten Ergebnisse. Auffällig ist Hamburg, zu dem sich vier Bundesländer signifikant unterscheiden. Die Analyse weist weder ein Ost-West- noch ein Nord-Süd-Gefälle auf.

Die Effektstärke (η² 0.037) zeigt nach Cohen einen kleinen Effekt.

Schlussfolgerung

Wenn man das Ergebnis auf die Situation der Flüchtlinge aus der Ukraine in den einzelnen Bundesländern überträgt, so kann bei der Unterstützung von Flüchtlingen im Hamburg und Rheinland-Pfalz stark auf die Bevölkerung gesetzt werden. Im Saarland, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern bedarf es andere Akteure zur Unterstützung (staatliche Organisationen, private Stiftungen und andere Organisationen).

Download:

*Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Berlin (2022). Trendfragen Ukraine (Woche 23/2022). GESIS, Köln. ZA7837 Datenfile Version 1.0.0, https://doi.org/10.4232/1.13966 .

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