Flüchtlinge organisieren sich selbst

Der praktische Regelfall der Sozialarbeit und Sozialpädagogik ist oft immer noch, dass ihren Zielgruppen geholfen wird. Aktuell stehen die Flüchtlinge, insbesondere aus der Ukraine, im Fokus.

Unter dem Radar einer größeren Öffentlichkeit gibt es Initiativen von Flüchtlingen, die sich selbst organisieren. Beispielhaft seien im Folgenden zwei genannt.

Women in Exile

„Women in Exile“ ist eine „Flüchtlingsfrauengruppe“, die seit 20 Jahren besteht und seit rund 10 Jahren als eingetragener Verein organisiert ist. In der Gruppe ’Women in Exile & Friends‘ arbeiten auch Frauen ohne Fluchthintergrund mit. Ihre Aktivitäten sind z. B.

  • Besuch von „Gemeinschaftsunterkünften“, um Flüchtlingsfrauen Unterstützung aus der Sicht der Betroffenen anzubieten und um aktuellen Informationen auszutauschen oder um Informationen über die Bedürfnisse von Frauen, die in den „Heimen“ leben, zu erhalten,
  • Lebensbedingungen von Flüchtlingsfrauen in Deutschland öffentlich machen,
  • Über aktuelle flüchtlingspolitische Ereignisse aus feministischer Perspektive informieren,
  • Mit anderen Gruppen Aktionen planen, demonstrieren, Interviews geben und Vorträge halten, um die Gesellschaft mit den Problemen und Forderungen von Flüchtlingsfrauen zu konfrontieren,
  • Seminare und Workshops, z. B. Empowerment-Workshops, für Flüchtlingsfrauen organisieren, die sie dabei unterstützen, Perspektiven zu entwickeln, um ihre schwierige Lebenssituation zu verbessern, für ihre Rechte im Asylverfahren kämpfen und sich gegen sexualisierte Gewalt, Diskriminierung und Ausgrenzung zu verteidigen.

https://www.women-in-exile.net/

Verein Flüchtlinge für Flüchtlinge (Refugees4Refugees)

Refugees4Refugees ist ein Netzwerk von erfahrenen Flüchtlingen, die sich auf verschiedene Art und Weise für Asylbewerber-Innen einsetzen. Ihre Aktivitäten sind z. B.

  • Begleitpersonen für Behördenbesuche anbieten, Flüchtlinge bei ihrem Asylantrag oder Widersprüchen gegen Amtsbescheide beraten, Asylbewerber-Innen an Gruppen verweisen, die ihnen in ihren individuellen Situationen helfen.
  • Damit Flüchtlinge asylrelevante Bewerbungsunterlagen verstehen können, werden passende Übersetzungen angeboten, Antragsteller-Innen über ihre Rechte und Pflichten im Asylverfahren und auch über das Ausländer- und Sozialrecht informiert.
  • Workshops wie Computerkurse und asylrelevante Themen, Beratungs- und Vermittlungstätigkeiten durchführen.
  • Politische Situation in den Herkunftsländern der einzelnen Flüchtlinge erforschen, um auf die Folgen von Abschiebungen aufmerksam zu machen, Situation von Abgeschobenen dokumentieren.

https://refugees4refugees.wordpress.com/

Selbstorganisation stärken

Wo möglich, sollten solche selbstorganisierten Initiativen der Flüchtlinge beteiligt und lokale Bündnisse zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen gebildet werden.

Da ihre Zahl noch sehr klein ist, kann eine Aktivität der Fachkräfte in der Sozialarbeit und Sozialpädagogik sein, ob in Ämtern oder bei Trägern und Wohlfahrtseinrichtungen, die Selbstorganisation der Flüchtlinge unterstützen.

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