Diskriminierung von Älteren und Wohnen

Ältere Menschen sind auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt und werden auch durch Programme und Maßnahmen der Arbeitsverwaltung nicht optimal gefördert (siehe beispielsweise hier).

Zudem werden Menschen wegen ihres (vermeintlich) hohen Alters diskriminiert – nicht nur auf dem Arbeitsmarkt, sondern auch in anderen Bereichen. Dazu gab es 2019 eine repräsentative Bevölkerungsumfrage ((Strukturelle) Diskriminierung, Mai 2019. Eine Studie von Kantar, Public Division im Auftrag des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung (BPA)). Aus diesen Datensätzen* lässt sich das Ausmaß von Diskriminierung von Menschen aufgrund zu hohen Alters genauer bestimmen.

An der Befragung haben 1.060 Personen im Alter von über 18 Jahren teilgenommen.

Von den Befragten erklärten 7,4 %, dass sie persönlich eine Diskriminierung auf Grund zu hohen Alters in den letzten drei Jahren erlebt haben. Unter denen, die Frage überhaupt beantwortet haben, waren es 21,5%.

Im folgenden werden Ergebnisse dieser Befragten, die 50 Jahre und älter sind, genauer betrachtet. Die absoluten Zahlen sind zur Korrektur der Ausfälle durch Anpassung der Strukturen der Stichprobe an die Strukturen der Grundgesamtheit gewichtet (n=35).

In zahlreichen Bereichen wird die Diskriminierung erlebt. Als Antwortmöglichkeiten waren möglich: Häufig, Gelegentlich, Selten, Nie, Weiß nicht. Für die nachfolgende Darstellung wurden die Antworten „ Häufig, Gelegentlich, Selten“ zusammengefasst.

Etwa drei Viertel der Betroffenen wurden in Geschäften oder im Dienstleistungsbereich oder in der Öffentlichkeit diskriminiert. Mehr als die Hälfte der Betroffenen fühlte sich nach eigenen Angaben in zahlreichen anderen Bereichen diskriminiert. Darunter ist auch der für Ältere relevante Gesundheits- oder Pflegebereich (69,3 %). Auf dem Wohnungsmarkt wurden 44,2 % diskriminiert. Geringer sind die Werte im Bildungsbereich, was naheliegend ist, da über 50-Jährige seltener am Bildungssystem teilnehmen.

Bei verschiedenen Dimensionen von Diskriminierungen waren die Antwortmöglichkeiten Ja, Nein, Weiß nicht. Nachfolgend werden die Ja-Antworten berichtet.

Unter den materiellen Benachteiligungen berichtet mehr als die Hälfte (54,1 %) der Personen mit Diskriminierungserfahrung, dass ihre Leistungen vergleichsweise schlechter bewertet wurden oder ein Antrag abgelehnt oder eine Leistung verwehrt wurde (51,7 %), die sie aus subjektiver Sicht hätte bekommen müssen. Die weiteren Benachteiligungen fallen niedriger aus, weil sie seltener zutreffen können (z. B. Kündigung der Arbeit). Würde man die Daten auf die 50 bis 65-Jährigen begrenzen, würden diese Benachteiligungen höher ausfallen.

Im Rahmen sozialer Herabwürdigung berichten mehr als zwei Drittel der Betroffenen von Ausgrenzung (68,6 %) oder ihnen wurden Rechte aberkannt, die andere Personen haben (64,9 %).

Eine extreme Form von Diskriminierung stellen körperliche Übergriffe und Bedrohungen dar. Mehr als ein Fünftel der Betroffenen wurde körperlich bedroht (21,1 %).

Die Diskriminierung aufgrund von zu hohem Alter im Vergleich zu vor fünf Jahren hat für die Mehrheit der Betroffenen (55,7 % ) zugenommen (Viel mehr verbreitet, Etwas mehr verbreitet, Etwas weniger verbreitet, Viel weniger verbreitet, Weiß nicht).

Außerdem schätzten die Befragten ganz allgemein (also nicht bezogen auf ihre persönlichen Erfahrungen) Diskriminierung in Deutschland ein (Trifft voll und ganz zu, Trifft eher zu, Trifft eher nicht zu, Trifft überhaupt nicht zu, Weiß nicht). Bei der wahrgenommenen gruppenbezogenen Diskriminierung von Menschen aufgrund zu hohen Alters sind fast alle der Ansicht, dass diese Gruppe auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt wird (94,8 %). Und lediglich 28,3 % meinen, dass Ältere mit dem gleichen Respekt wie Jüngere behandelt werden.

Betroffene wurden nach ihren Erwartungen an die Politik gefragt. Die möglichen Antworten (Stimme voll und ganz zu, Stimme eher zu, Stimme eher nicht zu, Stimme überhaupt nicht zu, Weiß nicht) wurden dichotomisiert.

Zu den größten Erwartungen gehören gleicher Lohn für gleiche Arbeit, mehr Information über das Recht auf Gleichbehandlung (94,8 %) und mehr Aufmerksamkeit für das Thema Diskriminierung in Bildungseinrichtungen (94,2 %). Die vorhandenen Gesetze sollten besser durchgesetzt werden (90,7 %).

Zustimmende Erwartung von Betroffenen mit einer erlebten Diskriminierung aufgrund zu hohen Alters

Ältere und Wohnen

Die Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt fällt mit 44,2 % geringer aus bei Befragten mit anderen Diskriminierungsmerkmalen, wie z. B. Menschen mit Behinderung (siehe hier). Den Hintergrund erhellt eine andere Studie (Rente und Alter – Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage, Januar 2020, Forschungsgruppe Wahlen Telefonfeld GmbH im Auftrag des Bundes), die sich auf Rente und Alter bezieht. Unter den 1. 075 Befragten waren 630 Rentnerinnen und Rentner. Für die folgende Auswertung wurden wieder nur die über 50-Jährigen berücksichtigt.

Demnach leben 67 % im eigenen Haus bzw. Eigentumswohnung. Damit entfällt ein Grund sich auf dem Wohnungsmarkt zu bewegen und die Altersgruppe ist dann weniger einem diskriminierenden Bereich ausgesetzt.

Etwas mehr als die Hälfte (52 %) derjenigen, die gefragt wurden, ob ihre Wohnung bzw. ihr Haus altersgerecht ist, verneinten dies.

Was käme als Alternative in Frage, die nicht schon gewählt wurde?

Alternative zum eigenes Haus oder eigenen Wohnung
Betreutes Wohnen74,3 %
Altenheim37,6 %
Senioren-WG47,4 %
Mehrgenerationenhaus64,2 %

Diese Angaben sind Hinweise auch für die Altenhilfeplanung und Seniorenarbeit. Zum einen geht es darum, Wohnungen altersgerecht auszugestalten, damit Ältere in ihrem Umfeld so lange wie möglich leben können (selbstbestimmtes Leben, Alltagshilfen). Ergänzend sind Mehrgenerationenhäuser mehr als bisher als alternative Wohnform in der Planung zu berücksichtigen, insbesondere für jene, die noch in Miete leben. Die damit verbundene Praxis erfordert einen Zusammenhalt zwischen den Generationen.

Der überwiegende Teil dieser Befragten sucht nicht mehr Kontakt zu anderen Menschen, hat im Falle einer eigenen Erkrankung jemanden , der sich um sie kümmert und sie fühlen sich kaum einsam. Die älteren Befragten sind darüber hinaus mit der Infrastruktur in ihrem Wohnumfeld überwiegend zufrieden. Das sind erfreuliche Einschätzungen, die nach Größe der Kommune streuen.

Die Anti-Diskrimierung auf Grund zu hohen Alters bleibt allerdings als Aufgabe bestehen.

Alle Berechnungen: Andreas Hammer; * GESIS Datenarchiv, Köln. ZA6735 Datenfile Version 1.0.0, https://doi.org/10.4232/1.13402

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