Inflation und Arbeitslosigkeit

Seit 25 Jahren liegt in Deutschland die Inflationsrate zwischen null und zwei Prozent. Diese Periode unterscheidet sich somit deutlich von früheren. Ausnahmen gab es lediglich 2007 und 2008, also zur Zeit der Weltfinanzkrise. Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank mit der Zielinflationsrate von knapp unter zwei Prozent führte seit 2007 (niedrige Zinsen, Wertpapierkauf, Fiskalpakete) nicht zu einer steigenden Inflation, was nach der herrschenden Vollwirtschaftslehre wie dem Monetarismus hätte die Folge sein müssen.

Quelle der Daten: Statistisches Bundesamt

Für 2021 zeichnet sich nun eine Inflationsrate von mehr als zwei Prozent ab. Dies erklären mehrere Gründe:

  • Rückführung der in der Corona-Pandemie reduzierten Mehrwertsteuersätze auf das frührere höhere Niveau
  • Einführung einer CO2-Abgabe
  • Verteuerung der Energiekosten, vor allem beim Öl
  • Der Warenkorb mit den Gütern, deren Preise verglichen werden, wurde neu zusammengestellt

Die aktuelle Steigerung führt teilweise zu dramatischen Erwartungen in den Medien über die damit verbundenen negativen Folgen. Viele Menschen haben Angst vor einer Geldentwertung.

Wie sieht der Zusammenhang zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit aus?

Viele Jahre wurde ein negativer Zusammenhang zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit angenommen und gezeigt. Eine steigende Inflationsrate ist mit einer sinkenden Arbeitslosenquote verbunden und umgekehrt (Phillips-Kurve). Die theoretische Annahme dahinter ist, dass ein Wirtschaftsaufschwung – und diesen gab es vor der Corona-Pandemie -, der zu einer sinkenden Arbeitslosenquote führt – auch dies war bis 2019 zu verzeichnen -, zu einer stärkeren Nachfrage nach Arbeitskräften führt, wobei die Arbeitskräfte einen höheren Lohn durchsetzen können. Daraufhin versuchen die Unternehmen die Lohnsteigerungen auf die Preise umzuwälzen, was zu Preiserhöhungen führt (sog. Lohn-Preis-Spirale).

Eine Analyse zeigt, dass sich dieser Zusammenhang zwischen Inflationsrate und Arbeitslosenquote in Deutschland für den Zeitraum 1995 bis 2020 aufgelöst hat. Für diesen Betrachtungszeitraum zeigt die Regressionsgerade eine positive, flache Richtung. Das bedeutet, dass eine steigende Inflationsrate mit einer steigenden (und nicht sinkenden) Arbeitslosenquote verbunden ist. Der Zusammenhang ist allerdings sehr schwach (R²=0,02) und nicht signifikant (p=0,054).

Quelle der Daten: Statistisches Bundesamt

Eine Zerlegung des Betrachtungszeitraums in Unterperioden zeigt, dass der Bruch hin zu einem flachen und positiven Verlauf des Regressionsgeraden ab 2008 zu beobachten ist. Davor war der Zusammenhang, wie theoretisch formuliert, negativ und auch stärker.

Es ist anzunehmen, dass die anhaltende „lockere“ Geldpolitik der Europäischen Zentralbank seit der Weltfinanzkrise dabei ein wichtiger Faktor ist. Weiter ist davon auszugehen, dass die Fortsetzung dieser Geldpolitik bei „schwachen“ Gewerkschaften den aufgelösten Zusammenhang zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit aufrechterhält.

Deshalb ist wegen der steigenden Inflationsrate 2021 keine wesentlich steigende Arbeitslosenquote zu erwarten.

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