Einhaltung der behördlichen Corona-Auflagen und -Maßnahmen durch junge Menschen

Das Ausmaß an Akzeptanz von Einschränkungen und Maßnahmen im Kontext der Corona-Pandemie wird öffentlich und privat breit diskutiert. Für die Messung der Einstellung von jungen Menschen im Alter von 16 bis 26 Jahren, die in Deutschland leben, wurde im Rahmen der Studie „Young Germany während COVID-19“1 Daten erhoben. Die Studie wurde im September 2020 durchgeführt, an der 1.011 junge Erwachsene (16-26 Jahre) über eine Online-Umfrage teilnahmen. Der Schwerpunkt der Umfrage liegt auf der Situation der jungen Erwachsenen in Deutschland während der Coronavirus-Pandemie, insbesondere die Einhaltung der behördlichen Auflagen und Maßnahmen sowie die individuelle Motivation der Jugendlichen zur Einhaltung. Die Umfrage fragt u. a. danach, welche Maßnahmen besonders schwierig sind und wo die Jugendlichen das Potenzial für gesellschaftliche Konflikte sehen.

Von Interesse ist im Folgenden, wie sich die jungen Menschen noch unterscheiden, wenn sie die gesetzlichen Maßnahmen und Empfehlungen im Umgang mit der Corona-Pandemie einhalten oder nicht einhalten. Die folgenden Antworten basieren auf eigenen Auswertungen der Datensätze.

Dafür wurden die Antworten auf die Frage „Halten Sie sich an die gesetzlichen Maßnahmen und Empfehlungen im Umgang mit der Corona-Pandemie?“ dichotomisiert. Die Antworten „Nein, ich halte die Maßnahmen nicht ein“ und „Ja, aber nur in geringem Maße“ wurden zusammengefasst (n=125) sowie „Ja, ich befolge hauptsächlich die Maßnahmen und Empfehlungen“ und „Ja, ich befolge alle Maßnahmen und Empfehlungen“ (n=841). Rund 13 % (12,9 %) der Befragten halten die Maßnahmen nicht ein.

Deutliche Unterschiede gibt es bei drei Einstellungen, die mit dieser Konformität zusammenhängen:

  • Schutz der eigenen Gesundheit
  • Schutz der Gesundheit von anderen
  • Beurteilung der bisher getroffenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie

Für 7 von 10 jungen Menschen ist der Schutz der eigenen Gesundheit oder der Schutz der Gesundheit von anderen keine Motivation Corona-Maßnahmen zu befolgen, wenn sie geäußert haben, Maßnahmen und Empfehlungen im Umgang mit der Corona-Pandemie nicht einzuhalten.

Motivation Corona-Maßnahmen zu befolgen: Schutz der eigenen Gesundheit
Wie wichtig sind die folgenden Gründe für Sie, um persönlich die Corona-Maßnahmen zu befolgen? Zum Schutz der eigenen GesundheitHalten Maßnahmen und Empfehlungen im Umgang mit der Corona-Pandemie nicht ein (n=125)Halten Maßnahmen und Empfehlungen im Umgang mit der Corona-Pandemie ein (n=841)
Überhaupt nicht wichtig, Eher unwichtig, Wichtig69,0 %39,5 %
Sehr wichtig, Äußerst wichtig31 %60,5 %
Eigene Berechnungen.
Tabelle 1: Motivation Corona-Maßnahmen zu befolgen: Schutz der eigenen Gesundheit

Motivation Corona-Maßnahmen zu befolgen: Schutz der Gesundheit von anderen
Wie wichtig sind die folgenden Gründe für Sie, um persönlich die Corona-Maßnahmen zu befolgen? Zum Schutz der Gesundheit von anderenHalten Maßnahmen und Empfehlungen im Umgang mit der Corona-Pandemie nicht ein (n=125)Halten Maßnahmen und Empfehlungen im Umgang mit der Corona-Pandemie ein (n=841)
Überhaupt nicht wichtig, Eher unwichtig, Wichtig66,7 %23,7 %
Sehr wichtig, Äußerst wichtig33,3 %76,3 %
Eigene Berechnungen.
Tabelle 2: Motivation Corona-Maßnahmen zu befolgen: Schutz der Gesundheit von anderen

Wie beurteilen Sie die bisher getroffenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in Deutschland im Allgemeinen?

Halten Maßnahmen und Empfehlungen im Umgang mit der Corona-Pandemie nicht ein (n=125)Halten Maßnahmen und Empfehlungen im Umgang mit der Corona-Pandemie ein (n=841)
Nicht ausreichend, eher ausreichend20,8 %25,8 %
Angemessen42,5 %58,5 %
Eher übertrieben, Übertrieben36,7 %13,8 %
Eigene Berechnungen.
Tabelle 3: Wie beurteilen Sie die bisher getroffenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in Deutschland im Allgemeinen?

Strafen für die Nichteinhaltung von Maßnahmen wird von beiden Gruppen gleich eingeschätzt: für jeweils zwei Drittel ist das kein Motiv für die Einhaltung.

Deutliche und statistisch signifikante Unterschiede gibt es darüber hinaus bei zwei Einstellungen zu gesellschaftlichen Konflikten.

Gesellschaftliche Konflikte: Politisch rechts und links stehende Menschen
Manche sagen, es gibt Interessenskonflikte zwischen unterschiedlichen Gruppen. Wie schwerwiegend, wenn überhaupt vorhanden, sind Ihrer Meinung nach die Interessengegensätze zwischen politisch rechts und links stehenden MenschenHalten Maßnahmen und Empfehlungen im Umgang mit der Corona-Pandemie nicht ein (n=125)Halten Maßnahmen und Empfehlungen im Umgang mit der Corona-Pandemie ein (n=841)
Es gibt keinen Konflikt, Ziemlich leicht25,9 %9,0 %
Ziemlich ernst, Sehr schwerwiegend74,1 %91,0 %
Eigene Berechnungen.
Tabelle 4: Gesellschaftliche Konflikte: Politisch rechts und links stehende Menschen

Gesellschaftliche Konflikte: Menschen ohne Hochschulbildung und Menschen mit Hochschulbildung
Manche sagen, es gibt Interessenskonflikte zwischen unterschiedlichen Gruppen. Wie schwerwiegend, wenn überhaupt vorhanden, sind Ihrer Meinung nach die Interessengegensätze zwischen Menschen ohne Hochschulbildung und Menschen mit HochschulbildungHalten Maßnahmen und Empfehlungen im Umgang mit der Corona-Pandemie nicht ein (n=125)Halten Maßnahmen und Empfehlungen im Umgang mit der Corona-Pandemie ein (n=841)
Es gibt keinen Konflikt, Ziemlich leicht58,4 %45,0 %
Ziemlich ernst, Sehr schwerwiegend41,6 %55,0 %
Eigene Berechnungen.
Tabelle 5: Gesellschaftliche Konflikte: Menschen ohne Hochschulbildung und Menschen mit Hochschulbildung

Die unterschiedliche Konfliktwahrnehmung zwischen Menschen ohne Hochschulbildung und Menschen mit Hochschulbildung sowie zwischen politisch rechts und links stehende Menschen scheinen mit der Bildung in Zusammenhang zustehen. Der Konflikt zwischen Menschen ohne Hochschulbildung und Menschen mit Hochschulbildung wird von jungen Leuten, die die Maßnahmen nicht einhalten und eine geringe Bildung aufweisen, stärker gesehen als von den anderen Gruppen.

Bei anderen nachgefragten gesellschaftlichen Konflikten (reich/arm, Arbeitnehmer/Arbeitgeber, Männer/Frauen, Alt/jung, Personen mit/ohne Kinder) sind die Unterschiede nicht so groß.

Da der Konflikt zwischen Menschen ohne Hochschulbildung und Menschen mit Hochschulbildung von jungen Leuten, die die Maßnahmen nicht einhalten, und eine geringe Bildung haben, stärker gesehen wird als von den anderen Gruppen, könnte dies auch von der medialen Präsenz von VirologInnen und den Fremd- und Fachwörtern im Corona-Kontext stehen. Dies könnte anhand der früheren Befragungswellen geprüft werden, wozu allerdings noch keine Datensätze veröffentlicht sind. Sollte diese Annahme zutreffend sein, wäre andere „ÜbersetzerInnen“ eine Idee.

Eine mögliche Schlussfolgerung aus den Daten um eine Steigerung des Einhaltens von Maßnahmen und Empfehlungen im Umgang mit der Corona-Pandemie zu bewirken ist, auf anderem Wege als Strafen diesen jungen Menschen

  • die Existenz des Problems und
  • die Relevanz des Problems

zu verdeutlichen und sie dabei zu unterstützen, konkrete Bewältigungsformen auf Basis ihrer Möglichkeiten und ihren Ressourcen unter Berücksichtigung ihres Bedürfnisses nach sozialen (physischen) Kontakten zu entwickeln.

1Spittler, Marcus (2020): Young Germany during COVID-19. The Youth Study of TUI Foundation. Version 1.0.0. WZB Berlin Social Science Center. Data set. https://doi.org/10.7802/2125 .

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