NEETs needs

NEET meint „Not in Education, Employment or Training“, zu deutsch: nicht in Ausbildung, Arbeit oder Schulung. Der Begriff NEET erfasst also nicht nur nur Arbeitslosigkeit, sondern auch dass insbesondere junge Menschen nicht aktiv in einer Ausbildung oder Qualifizierung oder in einer staatlich organisierten Umschulungs- oder Aktivierungmaßnahme sind. Er beschreibt somit die soziale Situation von Menschen, die von sozialer Exklusion bedroht sind, breiter als Arbeitslosigkeit. Die EU hat sich die Reduzierung der Zahl der NEETs zum Ziel gesetzt. Wie ist die Entwicklung in Deutschland?

Die Entwicklung der NEET-Rate ist in Deutschland problematisch. Insbesondere, wenn man sich die Altersgruppe der 20 bis 24-Jährigen mit einem geringen Bildungsniveau anschaut. Diese Altersgruppe hat ihre Pflichtschulzeit absolviert und gilt als erwerbsfähig. In einer „normalen“ Bildungsbiographie wäre sie entweder in Arbeit, in Ausbildung, im Übergangssystem (Berufsvorbereitung u. ä.) oder im Fall der Arbeitslosigkeit in einer Fördermaßnahme der Arbeitsverwaltung. Nach dem SGB II sind NEET durch die Jobcenter unverzüglich in Arbeit oder Ausbildung zu vermitteln.

Die Entwicklung der NEET-Rate mit einem ISCED-Bildungsniveau von 0 bis 2 – also alle ohne Schulabschluß bis hin zu jenen, die einen Abschluss der Sekundarstufe I haben -, stagniert in der Altersgruppe der 20 bis 24-Jährigen. Und das seit rund 20 Jahren. Ihre NEET-Rate lag 2001 bei 23,4% und 2019 bei 22,8%.

Hinzu kommt eine deutliche geschlechtsspezifische Ungleichheit. Die NEET-Rate der Frauen ist fast immer um ein Drittel höher als die der Männer. Für 20 bis 24-Jährige Frauen mit ISCED 0 bis 2 war die NEET-Rate in 2001 bei etwas 29,4% und in 2019 bei 28,6%. Bei den Männer waren die Raten in 2001 mit 19,9% und 2019 mit 18,% um rund 10%-Punkte niedriger. Der Geschlechterunterschied ist gleichbleibend stark.

Quelle: Eurostat; eigene Darstellung

Weder die vom sog. „PISA-Schock“ ausgelösten Maßnahmen noch die sog. „Hartz-Reformen“ mit der Änderung der Arbeitsverwaltung und der Einführung des SGB II (sog. „Hartz IV“) haben an dieser Entwicklung offensichtlich keinen erkennbaren positiven Einfluß auf diese hohen NEET-Raten. Die Stagnation der NEET-Raten auf hohem Niveau ist zudem unabhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung. Selbst eine gute Konjunktur reduziert die NEET-Rate nicht.

Eine Reduzierung der NEET-Rate ist lediglich dann zu beobachten, wenn man Männer und Frauen der Altersgruppe für alle ISCED-Bildungsniveaus zusammenfasst. Die NEET-Rate insgesamt ist von 12,6% in 2001 auf 8,3% in 2019 gesunken. Von Investitionen in Beschäftigungschancen und entsprechenden Reformen haben demnach vermutlich vor allem jene profitiert, die mindestens einen Abschluss der Sekundarstufe II (Hochschulberechtigung) haben (ISCED 3 bis 8).

Der relative Nachteil der frühen Schulabgänger (ISCED 0 bis 2) gegenüber denen mit einem Schulabschluss der Sekundarstufe II ist in den letzten zwei Jahrzehnten sogar gewachsen. Der Unterschied zwischen der NEET-Rate der ISCED 0-2 und denen der ISCED 3-8 betrug 2001 15,1% und 2019 18,7%; ein Plus von fast 4%-Punkten.

Junge Menschen, die keinen Abschluss der Sekundarstufe II erworben haben, werden schnell mit Risiken gesellschaftlicher Ausgrenzung konfrontiert und befinden sich häufiger in geringwertigen oder ungeschützten Beschäftigungsverhältnissen. Ihre langfristige Arbeitsmarktanbindung ist gefährdet. Für die nachhaltige gesellschaftliche Teilhabe junger Menschen mit einem geringen Qualifikationsstand ist deshalb ein schneller und erfolgreicher Übergang in den Arbeitsmarkt wichtig. Dies gilt insbesondere für Frauen. Das bisher erfolglose Instrumentarium zur Reduzierung der NEET-Rate sollte auf den Prüfstand gestellt und durch besser geeignete Interventionen abgelöst werden.

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