Ergebnisse des Programms zum Abbau von Langzeitarbeitslosigkeit nach einem Jahr Programmdauer

Das vom Europäischen Sozialfonds (ESF) finanzierte Förderprogramm des Bundes zugunsten langzeitarbeitsloser Leistungsberechtigter läuft nun schon seit mehr als 12 Monaten. Zeit sich die Entwicklung nach einem Jahr anzuschauen.

Am 31.5.2016 waren 6.893 Teilnehmende1 in 305 Jobcentern im Programm (zum 31.12.2015: 312).

Die Bundesregierung beabsichtigt mit diesem Programm, arbeitsmarktferne langzeitarbeitslose Leistungsbezieher im SGB II nachhaltig in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu integrieren.

Jobcenter als einziger Typ von Antragsteller konnten eine Förderung nach dem ESF beantragen für

  • die Akquisition von Arbeitsplätzen in Betrieben (Betriebsakquisiteure)
  • das Coaching von MaßnahmeteilnehmerInnen und ihren Arbeitgebern (welches auch durch Dritte durchgeführt werden kann) sowie
  • Lohnkostenzuschüsse für Arbeitgeber.

Wie sehen nun die Ergebnisse nach einem Jahr Programmdauer aus?

Zur Struktur der Teilnehmenden

Unter den 6.893 Teilnehmenden waren zum Stichtag 31.5.2016 4.672 Männer mit einem Anteil von 67,78%. Die Frauen sind unter den Programmteilnehmenden offensichtlich deutlich unterrepräsentiert. Im Durchschnitt sind 15,3 Männer und 7,2 Frauen eines Jobcenters Teilnehmende. Die Anteile werden sich mit der Programmdauer noch verschieben. Allerdings hat sich seit dem 31.12.2015 ( siehe auch ESF-Programm Ergebnisse 2015) wenig verändert: der Frauenanteil hat sich seitdem lediglich um 2 Prozentpunkte erhöht. Die Frage stellt sich, ob die Frauen weiterhin so stark unterrepräsentiert bleiben.

Von der Gesamtteilnehmerzahl sind 6.701 Langzeitarbeitslose (97,21%). Über 54 Jahre sind 1.456 Teilnehmende (21,12%). Einen Migrationshintergrund oder Angehörige anerkannten Minderheiten waren 1.277 Personen (18,53%; zum 31.12.2015: 17,98%). Üblicherweise liegt der Anteil der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten eines Jobcenters deutlich über diesem Wert, sodass hier vermutlich von einer nicht zufälligen Abweichung ausgegangen werden muss. Im Mittel sind es 4,19 Teilnehmende mit Migrationshintergrund je Jobcenter.

Während die absoluten Zahlen mit der jeweiligen Teilnahmedauer der Jobcenter im Programm zusammenhängen und noch steigen werden, wird es interessant bleiben, wie sich Anteile der Frauen und der Teilnehmenden mit Migrationshintergrund entwickeln.

Struktur der Jobcenter-inputs nach einem Programmjahr

Die Jobcenter setzen vor allem Betriebsakquisiteure und Coaching sowie Lohnkostenzuschüsse ein um die Förderziele zu erreichen.

Zum Stichtag wurde 488,06 Betriebsakquisiteure beschäftigt (zum 31.12.2015: 483,84). Pro Jobcenter sind es im Durchschnitt 1,6 Betriebsakquisiteure.

An Coaching wurden 92.374 Stunden gezählt (zum 31.12.2015: 26355,24). Im Durchschnitt entfallen auf ein Jobcenter 302,87 Coaching-Stunden (zum 31.12.2015: 86,98; Median 200). Hinzu kommen Intensiv-Coaching-Stunden im Umfang von 52.231 Stunden v. Der Mittelwert je Jobcenter von 171,25 Stunden weicht jedoch erheblich vom Median von 61 Stunden ab. Die Abweichungen kommen dadurch zustande, dass einige Jobcenter mit dem Coaching noch nicht begonnen haben und andere mit vielen Stunden bereits am Start waren. Ein mittleres Jobcenter hat insgesamt 474,12 Coaching-Stunden. Die Intensiv-Coaching-Stunden haben einen Anteil an den Coaching-.Stunden insgesamt von 36,12%.

Der Umfang der Betriebsakquisiteure und der Coaching-Stunden hängt allerdings vom Start des jeweiligen Jobcenters im Programm statt.

Struktur der outputs nach einem Programmjahr

Verfügbar waren zum Stichtag 4.298 befristete Stellen (zum 31.12.2015: 1.752). Im Durchschnitt sind es 14,09 Stellen je Jobcenter. Der Umfang der unbefristeten Stellen liegt deutlich niedriger bei 2.544 Stellen (zum 31.12.2015: 945), was einem Mittelwert von 8,34 Stellen ausmacht. In der Summe bestanden 6842 Stellen (zum 31.12.2015: 2.697). Es gibt eine Abweichung zwischen eingebuchten Stellen und Teilnehmenden (51), was möglicherweise allein durch den Zeitpunkt der Datenerfassung zu erklären ist.

Bei den Stellen handelt sich in 3.856 Fällen (56,36%) um Vollzeitbeschäftigungen (zum 31.12.2015: 1.599) mit 12,64 Vollzeitstellen je Jobcenter. Der Rest von 2.914 (43,64%) sind Teilzeitbeschäftigungen.

Bei Personaldienstleistern (Zeitarbeit) waren 160 Stellen vermerkt (2,34%).

Es gab 5.224 normal geförderte Stellen (76,35%; zum 31.12.2015: 2.088 ), mit einem Durchschnitt von 17,13 Stellen pro Jobcenter. Die übrigen 1.602 (23,65%) waren Intensiv-Förderfälle. Die Förderung beinhaltet die Lohnkostenzuschüsse an die Arbeitgeber, die je nach Typ (normal, intensiv) unterschiedlich in der Höhe ausfallen.

Das Programm lief offensichtlich schleppend an. Im Mai 2015 waren erst 6 Teilnehmende im Bestand. Die Hälfte der Teilnehmenden im Mai 2015 kamen aus Rheinland-Pfalz. Im Juni 2015 waren dann mindestens 6 Bundesländer involviert und erst im Januar 2016 waren alle Bundesländer beteiligt.

Im bisherigen Monatsdurchschnitt erhöht sich jeden Monat der Bestand um rund 530 Teilnehmende.

Die politisch vorgesehene Größenordnung von 30.000 Teilnehmenden ist unter den bisherigen Bedingungen bei einer unveränderten Entwicklung eher unwahrscheinlich zu erreichen. Es ist mit einer Lockerung der Förderbedingungen zu rechnen, um den Programm den nötigen Schub zu verleihen (zum Programmdesign: ESF-Programm Entwicklung). Im Gegensatz dazu hat das Programm Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt deutlich schneller eine höhere Teilnehmerzahl erreicht.

Struktur der outcomes nach einem Programmjahr

Geplant waren durch die Jobcenter 20.956 Normalförderfälle (zum 31.12.2015: 21.152 ) und 3.057 Intensivförderfälle, zusammen 24.013 Förderfälle (zum 31.12.2015: 24.339). Der reduzierte Planwert ist eventuell auf die gesunkene Zahl der beteiligten Jobcenter zurückzuführen. Die Gründe für den Wegfall einiger Jobcenter sind unklar.

Die Zielerreichung bei den Normalförderfällen lag zum Stichtag 31.5.2016 somit bei 24,93% und bei den Intensivförderfällen bei 52,4%. Der Intensiv-Programmteil kommt offenischtlich besser zum Tragen als die Normalförderfälle. Möglicherweise handelt es sich um einen Personenkreis wie er auch für das Programm Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt geeignet wäre. Für die über 54-Jährigen wurde eine Zielerreichungsquote von 25,19% ausgewiesen. Für die Teilnehmenden mit Migrationshintergrund wurde eine Quote von 20,97% erreicht.

Am 31.5.2016 gab es bis dahin 649 Abbrüche durch den Arbeitgeber (zum 31.12.2015: 174). Bezogen auf die 6842 Stellen beträgt diese Abbruchquote 9,49%. Die Zahl der Abbrüche durch die Beschäftigten liegt niedriger, bei 261 (Abbruchquote 3,81%; zum 31.12.2015: 61). Zusammengefasst ergaben sich 910 Abbrüche. Die Abbruchquote liegt zum Stichtag bei 13,3% und hat sich gegenüber dem 31.12.2015 (8,71%) deutlich erhöht.

Teilnehmende mit Migrationshintergrund haben eine größere Wahrscheinlichkeit vorzeitig vom Arbeitgeber gekündigt zu werden (r=0,45; p=0,000). Bei den Älteren über 54 Jahren ist der Zusammenhang ebenfalls signifikant (p=0,000), wenngleich auch nicht so stark (r=0,39). Beim stärksten ist der Zusammenhang bei den langzeitarbeitslosen Teilnehmende (r=0,71; p=0,000).

Ein/e Betriebsakquisiteur/in hat im Durchschnitt 14,02 Stellen im Zeitraum Mai 2015 bis Mai 2016 akquiriert.

1Alle Daten: Bundesverwaltungsamt

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