Ergebnisse des Programms zum Abbau von Langzeitarbeitslosigkeit in 2015

Das vom Europäischen Sozialfonds (ESF) finanzierte Förderprogramm des Bundes zugunsten langzeitarbeitsloser Leistungsberechtigter läuft nun schon seit mehr als 8 Monaten. Zeit sich die Entwicklung im Jahr 2015 anzuschauen. Am 31.12.2015 waren 2.758 Teilnehmende in 312 Jobcentern im Programm (Alle Daten: Bundesverwaltungsamt). Wie sehen nun die Ergebnisse im 1. Programmjahr 2015 aus?

Die Bundesregierung beabsichtigt mit diesem Programm, arbeitsmarktferne langzeitarbeitslose Leistungsbezieher im SGB II nachhaltig in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu integrieren.

Jobcenter als einziger Typ von Antragstellern konnten eine Förderung nach dem ESF beantragen für

  • die Akquisition von Arbeitsplätzen in Betrieben (Betriebsakquisiteure)
  • das Coaching von MaßnahmeteilnehmerInnen und ihren Arbeitgebern (welches auch durch Dritte durchgeführt werden kann) sowie
  • Lohnkostenzuschüsse für Arbeitgeber.

Zur Struktur der Teilnehmenden

Unter den 2.758 Teilnehmenden waren 1.926 Männer mit einem Anteil von 69,83%. Die Frauen sind unter den Programmteilnehmenden offensichtlich deutlich unterrepräsentiert. Im Durchschnitt sind 6,34 Männer und 2,75 Frauen eines Jobcenters Teilnehmende.

Die nachfolgenden Grafiken zeigen, dass 20,46% der Jobcenter (62 von 303 Jobcenter) ausschließlich Männer als Teilnehmende haben. Hinsichtlich der Frauen haben lediglich 3,64% der Jobcenter ausschließlich Frauen als Teilnehmende. Das sind überwiegend Jobcenter, die nur eine Person im Programm hatten. Damit ist also keine spezifische Frauenförderstrategie verbunden. Die Anteile werden sich mit der Programmdauer noch verschieben – die Frage ist lediglich, ob die Frauen weiterhin so stark unterrepräsentiert bleiben.

Anteil Männer im Programm

Anteil Männer im Programm

Anteil Frauen im Programm

Anteil Frauen im Programm

 

 

 

 

 

 

 

Von der Gesamtteilnehmerzahl sind 2.713 Langzeitarbeitslose (98,37%). Über 54 Jahre sind 613 Teilnehmende (22,23%). Einen Migrationshintergrund oder Angehörige anerkannten Minderheiten waren 496 Personen (17,98%). Üblicherweise liegt der Anteil der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten eines Jobcenters deutlich über diesem Wert, sodass hier vermutlich von einer nicht zufälligen Abweichung ausgegangen werden muss. Die absolut meisten Teilnehmenden mit Migrationshintergrund haben die Jobcenter Dortmund und Köln mit je 27 Teilnehmenden. Im Mittel sind es 1,63 Teilnehmende mit Migrationshintergrund je Jobcenter.

Während die absoluten Zahlen mit der jeweiligen Teilnahmedauer der Jobcenter im Programm zusammenhängen und noch steigen werden, wird es interessant bleiben, wie sich Anteile der Frauen und der Teilnehmenden mit Migrationshintergrund entwickeln.

Struktur der Jobcenter-inputs 2015

Die Jobcenter setzen vor allem Betriebsakquisiteure und Coaching sowie Lohnkostenzuschüsse ein um die Förderziele zu erreichen.

Zum Stichtag wurde 483,84 Betriebsakquisiteure beschäftigt. Pro Jobcenter sind es im Durchschnitt 1,59 Betriebsakquisiteure.

An Coaching wurden 26355,24 Stunden gezählt. Im Durchschnitt entfallen auf ein Jobcenter 86,98 (Median 37,5) Coaching-Stunden. Hinzu kommen Intensiv-Coaching-Stunden im Umfang von 14.948,25 Stunden. Der Mittelwert von 49,99 Stunden weicht jedoch erheblich vom Median von 6,5 Stunden ab. Die Abweichungen kommen dadurch zustande, dass einige Jobcenter mit dem Coaching noch nicht begonnen haben und andere mit viel Stunden bereits am Start waren. Ein mittleres Jobcenter hat insgesamt 136,97 Coaching-Stunden. Die Intensiv-Coaching-Stunden haben einen Anteil an den Coaching-.Stunden insgesamt von 36,59 Stunden.

Der Umfang der Betriebsakquisiteure und er Coaching-Stunden hängt allerdings vom Start des jeweiligen Jobcenters im Programm statt.

Struktur der outputs 2015

Verfügbar waren zum Stichtag 1.752 befristete Stellen. Im Durchschnitt sind es 5,78 Stellen je Jobcenter. Der Umfang der unbefristeten Stellen liegt deutlich niedriger bei 945 Stellen, was einem Mittelwert von 3,12 Stellen ausmacht. In der Summe bestanden 2.697 Stellen. Es gibt eine Abweichung zwischen eingebuchten Stellen und Teilnehmenden (61), was möglicherweise allein durch den Zeitpunkt der Datenerfassung zu erklären ist.

Bei den Stellen handelt sich in 1.599 Fällen (59,29%) um Vollzeitbeschäftigungen (5,26 Vollzeitstellen je Jobcenter). Der Rest von 1098 (40,71%) sind Teilzeitbeschäftigungen.

Es gab 2088 normal geförderte Stellen (75,71%), mit einem Durchschnitt von 6,84 Stellen pro Jobcenter. Die übrigen 609 (24,29%) waren Intensiv-Förderfälle. Die Förderung beinhaltet die Lohnkostenzuschüsse an die Arbeitgeber, die je nach Typ (normal, intensiv) unterschiedlich ausfallen.

Das Programm lief offensichtlich schleppend an. Im Mai 2015 waren erst 6 Teilnehmende im Bestand. Die Hälfte der Teilnehmenden im Mai 2015 kamen aus Rheinland-Pfalz. Im Juni 2015 waren dann mindestens 6 Bundesländer involviert und erst im Januar 2016 waren alle Bundesländer beteiligt.

Im bisherigen Monatsdurchschnitt erhöht sich jeden Monat der Bestand um rund 310 Teilnehmende. Die politisch vorgesehene Größenordnung von 30.000 Teilnehmenden ist unter den bisherigen Bedingungen bei einer unveränderten Entwicklung eher unwahrscheinlich zu erreichen. Es ist mit einer Lockerung der Förderbedingungen zu rechnen, um den Programm den nötigen Schub zu verleihen.

Struktur der outcomes 2015

Geplant waren durch die Jobcenter 21.152 Normalförderfälle und 3.087 Intensivförderfälle, zusammen 24.339 Förderfälle. Die Zielerreichung bei den Normalförderfällen lag zum Stichtag 31.1.2015 somit bei 9,87% und bei den Intensivförderfällen 21,1%. Für die über 54-Jährigen wurde eine Zielerreichungsquote von 10,51% ausgewiesen. Für die Teilnehmenden mit Migrationshintergrund wurde eine Quote von 8,07% erreicht.

Am 31.12.2015 gab es bis dahin 174 Abbrüche durch den Arbeitgeber. Bezogen auf die 2.697 Stellen beträgt diese Abbruchquote 6,45%. Die Zahl der Abbrüche durch die Beschäftigten liegt niedriger, bei 61 (Abbruchquote 2,26%). Zusammengefasst ergaben sich 235 Abbrüche (8,71% Abbruchquote).

Teilnehmende mit Migrationshintergrund haben eine größere Wahrscheinlichkeit vorzeitig vom Arbeitgeber gekündigt zu werden (r=0,57; p=0,000). Bei den Älteren über 54 Jahren ist der Zusammenhang ebenfalls signifikant (p=0,000), wenngleich auch nicht so stark (r=0,37). Beim stärksten ist der Zusammenhang bei den langzeitarbeitslosen Teilnehmende (r=0,62; p=0,000).

Ein/e Betriebsakquisiteur/in hat im Durchschnitt 5,57 Stellen im Berichtszeitraum 2015 akquiriert. Zwischen der Zahl von Betriebsakquisiteuren in einem Jobcenter und der Zahl akquirierten Stellen besteht ein starker positiver Zusammenhang (r=0,64).

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