Weltglückstag der Vereinten Nationen: Lebenszufriedenheit arbeitssuchender Frauen

Der 20. März ist seit 2013 der Weltglückstag der Vereinten Nationen. Ihnen geht es darum, die Bemühungen zur Wohlstandsmessung über materielle Aspekte hinaus anzuerkennen. Die Glücksforschung hat in den letzten 30 Jahren zugenommen. In einer soziologischen Perspektive gehört die Lebenszufriedenheit zum Glücksempfinden.

Im Rahmen einer Evaluation (Beratungszentrum Frau und Beruf – Fabé, s. ) wurden 172 arbeitslose bzw. arbeitssuchende Frauen nach ihrer subjektiven Lebenszufriedenheit im Zeitraum 2012 bis 2014 gefragt – einmal zu Beginn ihrer Teilnahme an einem Projekt, in welchem sie bei der Integration in Arbeit oder Ausbildung unterstützt wurden, und ein zweites Mal im Verlauf der Projektteilnahme.

Die Ergebnisse dieser Befragung möchte ich anlässlich des Weltglückstags kurz (Ausführlich: Abschlussbericht der Evaluation zum Projekt Fabé: Beratung, Vermittlung und Nachbetreuung von Frauen hinsichtlich Erwerbstätigkeit 2012-2014; Evaluation Beratungszentrum Frau und Beruf) vorstellen.

Bei der heterogenen Gruppe der befragten Frauen handelt es sich um

  • Migrantinnen (60,4% der Teilnehmerinnen),
  • Nichterwerbstätige (64,6% der Teilnehmerinnen)
  • Frauen in geringfügiger Beschäftigung (15,3% der Teilnehmerinnen)
  • Das Alter zum Eintrittstag beträgt im Mittel 38,9 Jahre. Die jüngste Teil­nehmerin ist 15,7 Jahre und die Älteste ist 62,3 Jahre.
  • Etwas mehr als die Hälfte von den eingetretenen Personen (55,7%) hat ein Kind oder zwei Kinder. Dabei dominiert das Einzelkind. Etwa 14% der Befragten haben ein Kind im Alter von bis zu 3 Jahren. Bei 46,5% der Frauen ist das jüngste Kind bis zu 6 Jahre alt.
  • Bei der Stellung in der zuletzt ausgeübten Tätigkeit fällt fast die Hälfte (48,9%) der Eintritte auf un- oder angelernte Arbeiterinnen.
  • 55,9% haben keinen in Deutschland anerkannten Berufsabschluss.
  • Die Dauer der Arbeitslosigkeit unter den arbeitslosen Frauen liegt im Median bei 18 Monaten.
  • 40,8% der Frauen sind alleinerziehend.
  • 35,5% der Teilnehmerinnen haben keinen Führerschein.
  • 28,9% haben keinen in Deutschland anerkannten Schulabschluss.

Diese Gruppe wurden nach 11 Aspekten ihrer subjektiven Lebenszufriedenheit gefragt (s. Tabelle unten). Die siebenstufigen Skalen konnten von „ganz und gar unzu­frieden“ (Wert = 1) bis „ganz und gar zufrieden“ (Wert = 7) angekreuzt werden. Die Formulierung der Dimensionen stammt aus dem SOEP-Panel, in dem allerdings die Werte von 0 bis 11 reichen.

Bei allen Skalen wurde das ganze Punktespektrum ausgeschöpft. Die größte Zufriedenheit innerhalb der Gruppe zum Zeitpunkt der Erstbefragung lag

  • bei derHaushaltstätigkeit (5,26 von 7 Punkten),
  • der Woh­nung (4,99) und
  • beim Familienleben (4,99).

Die geringste Zufriedenheit lag

  • beim persönlichen Einkommen und
  • dem Haushaltseinkommen vor.

Während der Projektteilnahme gab es intensive Bemühungen durch die Projektträger die Teilnehmerinnen in Arbeit oder Ausbildung zu vermitteln bzw. bei Minijobberinnen die Erwerbstätigkeit auszuweiten. Bei der Folgebefragung ergaben sich einige Veränderungen der subjektiven Lebenszufriedenheit gegenüber der Erstbefragung.

Die Zufriedenheit bei der Haushaltstätigkeit (5,76), der Woh­nung (5,21) und beim Familienleben (5,53) hat sich im Projektverlauf erhöht. Zugenommen während beider Befragungen hat die Zufriedenheit mit der Gesundheit (von 4,82 auf 5,19) und mit der Arbeit (von 4,67 auf 4,9). Die Zufriedenheit mit dem Freundes- und Bekanntenkreis hat bis zur Folgebefragung abgenommen (von 4,96 auf 4,84).  Unzufriedener sind die Frauen mit ihrer persönlichen Einkommenssituation (von 3,03 auf 2,55) und der Kinderbetreuung (von 4,35 auf 3,84).

Aus der Kombination mit Antworten auf andere Fragen zeigt sich, dass sich die Veränderungen der subjektiven Lebenszufriedenheit der Frauen mit der Förderung im Projekt zusammenhängt. So gab es gesundheitsförderliche Angebote, die sich positiv auf die Gesundheit und Schlaf auswirken konnten. Durch die Aktivitäten im Projekt blieb andererseits weniger Zeit als bisher für Freizeitaktivitäten oder Freunde.

Dadurch dass die Frauen intensiver nach Arbeit suchten bzw. auch mehr als bei Eintritt in das Projekt erwerbstätig waren, wurden die Probleme bei der Vereinbarkeit von Familie und Arbeit deutlicher. Manche in Aussicht stehende Stelle konnte nicht angetreten werden, weil die Kinderbetreuung nicht passend zu organisieren war. Dies erklärt die gesunkene Zufriedenheit mit der Kinderbetreuung.

Da die meisten befragten Frauen im Leistungsbezug der Jobcenter waren, hat sich deren persönliche Einkommenssituation nicht verändert, ggf. sogar verbessert durch einen größeren Umfang an Erwerbstätigkeit (vgl. Anstieg der Zufriedenheit mit dem Haushaltseinkommen von 3,62 auf 4,46). Verändert hat sich demnach die subjektive Wahrnehmung der persönlichen Einkommenssituation. Vermutlich erklärt die Diskrepanz zwischen der sehr starken Erwerbsorientierung der Frauen, vor allem bei den noch arbeitslosen Frauen, mit der unveränderten persönlichen Einkommenssituation die gesunkene Zufriedenheit.

Insgesamt nahm die Lebenszufriedenheit im Projektverlauf zu. Allein unter diesem Aspekt war die Projektteilnahme für die befragten Frauen positiv.

 

Subjektive Lebenszufriedenheit

Eintritts-Befragung

Folge-Befragung

Wie zufrieden sind Sie …

Mittelwert

Standardab­weichung

Mittelwert

Standardab­weichung

mit Ihrer Gesundheit?

4,82

1,8

5,19

2,04

mit Ihrem Schlaf?

4,8

1,92

4,91

1,74

(falls Sie erwerbstätig sind) mit Ihrer Arbeit?

4,67

1,9

4,9

1,48

(falls Sie im Haushalt tätig sind) mit Ihrer Tätigkeit im Haushalt?

5,26

1,65

5,76

1,57

mit dem Einkommen Ihres Haus­halts?

3,62

1,85

4,46

2,1

mit Ihrem persönlichen Einkom­men?

3,03

1,84

2,55

1,61

mit Ihrer Wohnung?

4,99

1,78

5,21

2,03

mit Ihrer Freizeit?

4,83

1,68

4,55

1,6

(falls Sie Kinder im Vorschulalter haben) mit den vorhandenen Möglichkeiten der Kinderbetreu­ung?

4,35

2

3,84

2,17

mit Ihrem Familienleben?

4,99

1,83

5,53

1,67

mit Ihrem Freundes- und Bekann­tenkreis?

4,96

1,8

4,84

1,66

Mittelwert aller Dimensionen

4,57

4,7

Quelle: Abschlussbericht der Evaluation zum Projekt Fabé: Beratung, Vermittlung und Nachbetreuung von Frauen hinsichtlich Erwerbstätigkeit 2012-2014; http://social-support.info/41788/41606.html

 

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